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«Einfach machen» – so lautet Stefano Limones Motto in Sachen Social Media. Mit rund einer Million Followern auf TikTok, Instagram, Facebook, YouTube und LinkedIn zeigt der Gründer der PhysioBasel AG, wie sich Social Media im Praxisalltag lohnt – und zwar mehrfach.
Text und Fotos: Fabienne Reinhard
Über eine Million Follower und monatlich 50 Millionen Aufrufe: Die Social-Media-Präsenz der PhysioBasel AG lässt sich zeigen. «Wir haben Patient:innen, die von Bern oder Zürich zu uns kommen, weil sie uns in den sozialen Medien gesehen haben. Manche posten dann sogar selbst über ihre Therapie bei uns», sagt Stefano Limone. Rund 30 Prozent der Patient:innen finden heute aufgrund der Social-Media-Aktivität zu einem der fünf Standorte seiner Praxis.
«Soziale Medien sind ein Marathon, kein Sprint», erklärt Limone. Es brauche Zeit, Ausdauer und Ressourcen, bis eine solche Community wächst. «Man bekommt, was man gibt», ist der Physiotherapeut überzeugt. In Basel sei der Markt hart umkämpft, die Praxisdichte enorm. Als Limone Anfang 2020 die erste Praxis eröffnete, setzte er Social Media vor allem ein, um auf sich aufmerksam zu machen. «Für mich gehört das dazu», so der Geschäftsinhaber. Während der Pandemie nutzte er die Zeit, um neue Formate zu entwickeln – zunächst ganze Behandlungen, aufwendig geschnitten. Irgendwann machte er ein simples Tape-Video – und dieses wurde über Nacht millionenfach angesehen – es ging viral. «Wir haben gemerkt, dass kurze praxisnahe Videos besonders gut ankommen », sagt er und lacht.
Videos mit Tipps zur Selbsthilfe sind bis heute am beliebtesten und inzwischen auch eine Einnahmequelle. «Wir kooperieren ausschliesslich mit Firmen, deren Produkte wir fachlich überzeugend finden», erklärt Limone. Er berät mittlerweile auch andere Praxen und bringt sein Wissen als Vorstandsmitglied bei Physioswiss beider Basel ein. Einen politischen Verband zu präsentieren, sei aber schwieriger als eine Praxis. Deshalb sieht er auch Kolleg:innen in der Pflicht: «Es ist nicht nur Sache des Verbands, unseren Beruf sichtbar zu machen. Auch wir Physiotherapeut:innen können zeigen, wer wir sind und warum es uns braucht. Wir müssen sichtbar machen, was Physiotherapie ist und wie wichtig sie ist.»
Erfolg bringt nicht nur Fans. «Du und dein Social Media», höre er oft, erzählt Limone. Auch Kritische Stimmen gehören zum Alltag. Alle Videos werden intern geprüft, bevor sie online gehen. «Fachmeinungen gehen bei vielen Themen auseinander – deshalb ist es wichtig, transparent zu kommunizieren, wie wir in unserer Praxis arbeiten.» Gerade Tapen sei ohnehin wissenschaftlich umstritten. «Wichtig ist, dass Patient:innen verständliche Inhalte haben.» Viele Follower würden sich die Clips abspeichern, um sie bei Beschwerden wieder anzusehen. Besonders gefragt seien Videos zum Thema Kopfschmerzen, Migräne und Rückenschmerzen.

Die PhysioBasel AG postet meistens täglich mindestens ein Video auf allen Plattformen. Ideen liefern die Weiterbildungen der Mitarbeitenden oder Inspirationen von anderen Accounts, die Limone auf die eigene Praxis anpasst. «Das bedeutet auch, dass ich abends oft durch Social Media scrolle», sagt er. Diesen zusätzlichen Zeitaufwand nimmt er in Kauf. Ansonsten ist täglich eine Stunde Zeit für die sozialen Medien im Arbeitsplan seines kaufmännischen Mitarbeiters Oskar Enenkel eingeplant. Diese nutzt Enenkel unter anderem, um Videos zu filmen und zum Schneiden. Beigebracht hat er sich das selbst – mittels «learning by doing».
Aus Ressourcengründen filmen Limone und sein Team nicht immer neue Inhalte. Manche Videos werden nach ein paar Monaten erneut gepostet oder mit anderen kombiniert, was wiederum völlig neue Inhalte ergibt. Neben Tape-Anleitungen gibt es Interviews mit Patient:innen und Ärzt:innen sowie Unterhaltungsvideos. «Das ist wichtig für eine breitere Zielgruppe sowie für das Arbeitgeberimage», weiss Limone. Damit spricht die PhysioBasel AG besonders die Generation Z an – viele Bewerbungen kommen von jungen Absolvent:innen. Selbst Videos zu produzieren oder vor der Kamera zu stehen, ist aber kein Einstellungskriterium. Wer möchte, darf, muss aber nicht. Limone entgegnet jedoch: «Es ist immer von Vorteil, wenn die Mitarbeitenden sicher vor der Kamera auftreten und wir eine Szene nicht zwanzig Mal aufnehmen müssen.»

Schwieriger dagegen sei es, Patient:innen zu finden, die gefilmt werden möchten. «Eine Idee wäre beispielsweise, einen Schlaganfall-Patienten von Anfang bis zum Ende der Therapie zu begleiten oder einen wesentlichen Meilenstein festzuhalten.» Seine Mitarbeitenden konzentrieren sich aber während der Behandlung auf die Therapie – und das sei auch gut so. Hinzukommen die Richtlinien der sozialen Medien: Gewisse Inhalte, die in der Physiotherapie alltäglich sind – etwa Dry Needling, werden oft als «sensibel» eingestuft und kaum bis gar nicht ausgespielt. «Das schränkt häufig etwas ein», erklärt Limone und ergänzt: «Dennoch gehören auch solche Inhalte in den Posting-Plan und dürfen nicht fehlen.» Diese Videos sollen die Zuschauer:innen aufklären und die Profession stärken.
Die Patient:innen profitieren aber nicht nur vom kostenlosen Fachwissen durch die Videos: Die PhysioBasel AG veranstaltet beispielsweise Sommerfeste mit Apero und Live-Musik. Und für die Mitarbeitenden gibt es alle drei Monate einen Teamevent: vom Skiwochenende über Wildwasserrafting bis zum Ausflug in den Europapark. «Das ist in diesem besonderen Umfang nur durch den zusätzlichen Spielraum möglich, den Social Media uns eröffnet», betont der Inhaber.
Wie es sich für die PhysioBasel AG gehört, teilt das Unternehmen diese Erlebnisse mit seinen Followern auf den sozialen Medien. Kein Wunder, stehen Bewerber:innen Schlange. Für Limone geht sein Konzept auf – die Präsenz auf den sozialen Medien hat sich in jeder Hinsicht gelohnt.