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Alea iacta est – Es ist entschieden

Foto (Miss)Erfolg Zur Essay Alea Iacta Est

Für alle, die von den entsprechenden Begeisterungswellen noch nicht erreicht worden sind: Es ist Fakt. Im Bereich MTK, d.h. Unfall-/Militär-/Invalidenversicherung, steht die neue, erweiterte Tarifstruktur fest! Das Herzstück dieses Tarifvertrags sind die Leistungen bei Abwesenheit, die anerkannten Kompetenzen der Physiotherapeut:innen und die insgesamt deutlich höhere Vergütung. Die vermeintliche Enklave des Utopischen wurde endlich dem Zeitgeist angepasst. Das ist eine wunderbare, transformative Erfahrung. Nach einer zermürbenden Phase der Unsicherheitstoleranz haben wir per 1. Juli 2025 im Bereich MTK eine neue, zeitgemässe Tarifstruktur. Ein Riesenerfolg, den Physioswiss für unsere Berufsgruppe ausgehandelt hat und den wir praktizierenden Physiotherapeut:innen mittels tiefer Bauchatmung sehr gerne und intensiv inhalieren. Physioswiss besteht aus Spezialist:innen, die Responsible Leadership sorgfältig leben. Den Fallstricken der Vergangenheit waren sie sich absolut bewusst und entsprechend umsichtig in ihrer Verhandlungsstrategie. Aufmerksamkeit, Ruhe und das sorgfältige Abwägen von immer wieder neu herangeführten Argumenten und Umständen waren bestimmt substanzielle Voraussetzungen, um einen langersehnten Erfolgsmoment wie diesen zu schaffen. Ihre Ausdauer und ihr Verhandlungsgeschick sind bewundernswert! Obwohl Death by Detail mehrmals drohte, haben die Macht der eigenen Leistungs- und Kostendaten, faktenbasierte Argumente, politische Arbeit, Medienarbeit und Vernunft ihre Wirkung gezeigt. Die Verhandlungspartner haben erkannt, dass das Problem des anderen dem Eigenen grundsätzlich gleich ist: «Wie sichern wir die Gesundheitsversorgung der Schweizer Bevölkerung in der Zukunft? ». Es hat sich definitiv ausbezahlt: lieber solide Aufbauarbeit als hyperaktiver Aktionismus. In kleinen Schritten ist der neue Tarif im Bereich MTK immer mehr herangewachsen und hat zu diesem wohltuenden Dopaminregen geführt. Erfolgreich sein genügt jedoch nicht, man muss sich auch an ihm freuen. Lasst uns gemeinsam an diesem echten Fortschritt Freude haben! «Alea iacta est»: auch wenn die Tarifverhandlungen im Bereich KVG, d.h. Krankenversicherung, sich weiterhin als äusserst schwierig gestalten, eine historische und äusserst positive Entscheidung im Bereich MTK ist gefallen.

Eben, im Bereich KVG ist die Situation weiterhin zermürbend. Wenn die Argumente der KVG-Tarifverhandlungspartner einigermassen sonderbar daherkommen, dann in erster Linie, weil sie es auch sind. Es hat auch mit Bequemlichkeit zu tun, die bisweilen eskapistisch, manchmal sogar nihilistisch anmutet. Das Schreckgespenst «explodierende Krankenkassenprämien» fungiert als Erregungsbewirtschaftung, die keine neuen Inhalte, sondern einfache Emotionen in den Medien vermittelt. Penetrant wird einem dieselbe Botschaft eingeflösst, bis diese im Gehirn vernarbt und man sie zu glauben beginnt. Das vermeintlich logische Delirium, dass die ambulante Physiotherapie hauptverantwortlich für die jährlichen Prämienerhöhungen wäre. Diese Vorgehensweise ist falsch und nicht zielführend, aber diskutabel. Auch deshalb werden diese Tarifverhandlungen durch Physioswiss unermüdlich fortgeführt und lassen sie sich nicht von vermeintlichen kognitiven Gefängnissen beirren. Warum? Weil der tarifarische Notstand der Physiotherapie im KVG-Bereich es schlicht und ergreifend verlangt. Oder – im metaphorischen Argumentationsstil des Philosophen Peter Sloterdijk: «Es gibt keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung». Die erfolgreichen MTK-Verhandlungen zeigen, dass neben Problemen auch Lösungen exponentiell wachsen können. Probleme allein zu lösen, wäre Geiz. Sie mit allen gemeinsam zu lösen, ist Politik.

Dennoch: Diesen Zwischenerfolg im Bereich MTK feiern wir gebührend. Die Verhandlungen waren in mehreren Phasen bestimmt nicht gerade Wundermittel gegen Müdigkeit, Sekundenschlaf oder Langeweile. Doch die Kraft des Beharrens wurde belohnt. Heute sind wir dankbar. Wir brauchen Erfolgserlebnisse wie diese! «Alea iacta est»: Es ist entschieden, resp. die Entscheidung im Bereich Physiotarif MTK ist gefallen. Physioswiss ist unser Retter der jahrzehntelangen tarifarischen Sprachlosigkeit. Ebenso ganz herzlichen Dank allen anderen, die sich daran in irgendwelcher Form beteiligt haben. Jetzt gilt es, sokratisch unsere Errungenschaften kurz zu reflektieren und mit vereinten Kräften die Geschäfte «Struktur- und Taxpunktwertverhandlungen KVG» – gegebenenfalls raumfüllend unbescheiden – weiter zu verhandeln. Wir wünschen uns weiterhin eine starke, tarifarisch fair abgegoltene Grundversorgung, die erwiesenermassen niederschwellig, schlank und kosteneffizient ist. Wir sollten uns weiterhin auf unseren Stärken besinnen. Bekanntlich höhlt der stete Physio-Tropfen den härtesten Kostenträger-Stein.

Micaela Hähni & Martin Verra, Co-Präsidium Physiobern

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