Den Abschluss der Fobiabende 2023 machte Ende November PD Dr. sc. Stefan Schmid mit seinem Referat über ein heiss diskutiertes Thema: Wirbelsäule und Lastenheben. Rund 75 Teilnehmende erhielten bestens aufbereitete Facts der aktuellen Evidenz zum entsprechenden Thema.

Mit der Geschichte zum Einstieg von Tom, einem Zimmermann mit Rückenschmerzen, dem gesagt wurde, dass er «falsch hebt», hatte Stefan Schmid die Aufmerksamkeit der Zuhörenden sofort. Was ist denn nun richtiges oder falsches Heben? Diverse Empfehlungen werden oft ausgesprochen oder in wunderbaren Grafiken (vgl. Folie 4 der PPT) verpackt dargestellt. Aber worauf beruhen diese Empfehlungen? Gibt es Evidenz dazu?

Stefan Schmid stellte anschaulich 3 Kategorien von Studien in diesem Bereich vor:

1. In-vivo-Messungen des intradiskalen Drucks
2. Kadaver-Studien
3. Kohorten-Studien

Er zeigte auf, dass in Studien oft von «Vornüberbeugen» geredet wird, dies aber nicht zwingend eine Flexion der Wirbelsäule, sondern oft auch ein Vorneigen des Rumpfes aus der Hüfte meint. Zusätzlich zeigte er die Schwierigkeit auf, in Studien nahe an der Realität zu bleiben (Bsp. Kadaver-Studien mit Schafen, etliche Repetitionen von Bewegungen usw.).

Zusätzlich machte er auf eine Meta-Analyse aufmerksam, die den Zusammenhang zwischen lumbaler Flexion beim Heben und Rückenschmerzen betrachtet hat (Folie 9). Die Evidenz zeigt hier, dass kein Zusammenhang zwischen lumbaler Flexion beim Heben und Rückenschmerzen besteht.

Danach kam Stefan Schmid auf diverse biomechanische Aspekte zu sprechen, u.a. dass ein Heben von Lasten von tief unten, nicht ohne leichte Flexion in der Lendenwirbelsäule möglich ist. Neben diesen Facts, wurde auch die psychologische Ebene diskutiert. Das Entstehen von Schmerzen im Zusammenhang mit Angst oder negativen Aussagen sowie der Einfluss auf das Bewegungsverhalten.

Abschliessend kann gesagt werden, dass die aktuelle biomechanische Evidenz ein Einteilen in richtiges und falsches Heben nicht unterstützt. Zusätzlich könnte sich die Angst vor Heben mit rundem Rücken sogar negativ auswirken.

In der Diskussion war stark zu spüren, dass die Physiotherapeut:innen ihre Patient:innen bereits oft so beraten und behandeln, und das Referat und die Evidenz nochmals eine gute Grundlage für Diskussionen und Patient Education bilden.

Die Präsentation steht den Physiobern-Mitgliedern zum Download zur Verfügung.

Wir wünschen euch allen eine besinnliche Adventszeit und freuen uns, euch im neuen Jahr wieder an unseren Fobiabenden zu begrüssen.