Am Montag, 28. Juni 2021 um 19.00 Uhr fand der Online-Fobiabend mit Alexandra Hummel und Rouven Porz zum Thema «Ethik in der Physiotherapie» statt. Die Referate befassten sich mit Fragen wie: Wann begegnet uns Physiotherapeut*innen Ethik in unserem Berufsalltag? An was merken wir, dass wir einer ethischen Herausforderung gegenüberstehen? Wie können wir komplexe Probleme bearbeiten und ggf. sogar lösen?

Die Einführung in das Thema und die Unterscheidung zwischen Klinischer Ethik, Forschungsethik und Public Health Ethik machte Rouven Porz. Er betonte, dass es in der Ethik um Werte und die Bewertung dieser Werte ginge. Es sei durchaus möglich, dass es dabei zu Unterschieden zwischen privaten Wertvorstellungen und den Wertvorstellungen in der Berufsrolle kommen könne. Auch erhielten die Zuhörer*innen Einblick in seiner Arbeit als Klinischer Ethiker des Inselspitals Bern. Er verstehe sich in seiner Rolle als Schiedsrichter, der den Teilnehmenden die Umgebung und Methoden an die Hand geben würde und nicht als Richter, der die fertige Lösung für alle Probleme dabei hätte.
Im Anschluss stellte Alexandra Hummel die 4-Prinzipien Ethik nach Beauchamp und Childress vor und wendete sie auf einen mitgebrachten Fall an. Auch sie betonte, dass es zunächst einmal wichtig sei, dass man eine ethische Herausforderung als solche zu erkennen und zu benennen. Eine ethische Herausforderung liege dann vor, wenn Werte verletzt würden. Dies merke man häufig daran, dass man mit einem unguten Gefühl nach Hause gehe, ohne den genauen Grund dafür bezeichnen zu können. In solch einem Fall lohne es sich, die eigenen Werte zu reflektieren und zu überlegen, ob und wie sie in der Situation verletzt worden seien. 
Sie sagte ausserdem das Ethische-Analyseverfahren, zu denen die 4-Prinzipien Ethik gehöre, als Tools für die das Erkennen, das Annähern und das Bearbeiten von Problemen gesehen werden könnten. 
Sie hätten nicht den Anspruch, eine Lösung zu schaffen, die für sich stehe und allgemeingültig sei. Vielmehr helfen diese Tools, die Herausforderung, die sie bildlich mit einem Stein verglich, hochzuheben, von allen Seiten anzuschauen, um so ein dreidimensionales Bild der Situation zu erhalten.

Empfehlungen zum Weiterlesen:

• Ethik für medizinische Berufe von Ivo Wallimann-Helmer und Muriel Keller (Buch)
• Prinzipien der Bioethik von Tom Beauchamp und James Childress (Buch)
• Was ist eigentlich prinzipienorientierte Medizinethik? Georg Marckmann (Artikel)