Edith Wohlfender-Oertig, SP | Part I
Nach einer intensiven Sitzung am gestrigen Abend startet heute unsere Kampagne «Fokus Politik». In mehreren Teilen zeigen wir Ausschnitte aus dem Grossen Rat Thurgau, im Downloadbereich stehen zudem zwei aufbereitete Social-Media-Posts zur freien Verwendung bereit.
Edith Wohlfender-Oertig macht deutlich: Die ambulante Physiotherapie leidet unter einer veralteten Tarifstruktur, einem seit 2016 unveränderten Taxpunktwert und der Tatsache, dass physiotherapeutische Arbeit nicht verkürzt oder automatisiert werden kann. Dadurch bleiben nur rund 74 Franken pro Behandlungsstunde. Viel zu wenig, um die wachsenden Kosten und Aufwände zu decken.
Unsere heutige Tarifstruktur stammt noch aus dem letzten Jahrhundert. Sie berücksichtigt weder die stark gestiegenen administrativen Aufwände (z. B. elektronische Abrechnung, Datenschutz, Dokumentationspflichten) noch die höheren Fixkosten wie Mieten oder die Investitionen für Berufsausübungs- und Betriebsbewilligungen. Physioswiss hat berechnet, dass rund 25 % unserer Kosten nicht vergütet werden. Ein klarer Wettbewerbsnachteil, der unsere Arbeit massiv unter Druck setzt.
Seit 2016 liegt der Taxpunktwert bei einem Franken. Eine Leistungserbringerin kann so pro Behandlungsstunde rund 98 Franken verrechnen. Nach Abzug der Nebenleistungen (z. B. Austausch mit Ärzt:innen und Krankenkassen) bleiben effektiv nur etwa 74 Franken Ertrag. Die Diskrepanz ist offensichtlich und macht die wirtschaftliche Situation für viele Praxen untragbar.
Wir können Behandlungen nicht verkürzen oder automatisieren. Qualität und Wirksamkeit brauchen Zeit. Diese Realität hat inzwischen auch der Bundesrat anerkannt, indem er von geplanten Kürzungen zurückgekommen ist. Eine Erhöhung des Taxpunktwertes ist längst überfällig und keineswegs eine Privilegierung, sondern eine faire Anpassung an die tatsächlichen Kosten.
Im Kanton Thurgau ist die Nachfrage nach physiotherapeutischen Leistungen überdurchschnittlich hoch. Das liegt nicht an einer Mengenausweitung durch uns, sondern an drei Faktoren:
Wir sind nicht allein mit diesen Problemen: Auch Haus- und Kinderärzt:innen, Hebammen und Pflegefachpersonen fordern seit Jahren höhere Taxpunktwerte und faire Rahmenbedingungen. Die aktuelle Schieflage gefährdet die gesamte ambulante Versorgung.
Wir setzen uns dafür ein, dass die physiotherapeutische Versorgung im Thurgau auch in Zukunft gewährleistet ist:
Denn unsere Patient:innen sollen auch morgen noch die Möglichkeit haben, eine Physiotherapeutin oder einen Physiotherapeuten in der Nähe zu besuchen. In einer Praxis, die nachhaltig betrieben werden kann.
Damit dieser Anspruch Realität bleibt, brauchen wir als Berufsgruppe Geschlossenheit und eine klare Stimme in der Politik. Gemeinsam können wir Druck machen, damit sich endlich etwas bewegt.
#fürunserepatienten